Kurz vor den Weihnachtstagen wurde eine neue Magirus- Drehleiter an die Mutlanger Feuerwehr ausgeliefert. Diese „Magirus M32L-AS“ hat 700.000 Euro gekostet. Entsprechend anspruchsvoll ist die Handhabung dieses wichtigen Rettungsmittels. Unmittelbar meldeten sich die Drehleitermaschinisten in coronagerechten Kleingruppen zum Kennenlernen und dem Vertrautwerden mit dem neuen Rettungsgerät, teils unter Inanspruchnahme von Urlaubstagen. Nach dem Absolvieren der mehrstufigen Ausbildung konnte nun Dank dieses Engagements die Einsatzbereitschaft an die Leitstelle vermeldet werden.
Mutlangen ist seit dreißig Jahren Standort einer Drehleiter. Bedingt durch das Gefährdungspotential, unter anderem das Kreiskrankenhaus, wurde 1992 die erste Drehleiter beschafft. Das ausgewählte Modell, eine deutsch-französische Entwicklung, erwies sich im Nachhinein als nicht so werthaltig. Dank der guten Pflege vor allem des Gerätewarts Franz Widmann war sie eine der letzten in Deutschland, die nach zwanzig Jahren ausgemustert werden musste. Als schneller Ersatz wurde eine gleichaltrige Magirus-Drehleiter erworben. Nachdem bei Drehleitern nach dreißig Dienstjahren eine sehr kostspielige Überholung ansteht, die technischen Möglichkeiten bei Drehleitern sich aber entscheidend weiterentwickelt haben, beschloss der Gemeinderat die Neuanschaffung. Die Bedeutung des Standorts Mutlangen unterstreicht auch der Zuschuss des Ostalbkreises in Höhe von 84.000 Euro, da die Drehleiter auch überörtlich, schwerpunktmäßig in der Verwaltungsgemeinschaft Schwäbischer Wald, eingesetzt wird.
Der extra eingerichtete Fahrzeugausschuss präzisierte das Anforderungsprofil für eine robuste, vielfältig einsetzbare Leiter ohne einige zwar technisch mögliche, aber eventuell auch anfälligere und komplizierter zu bedienende Modifikationen. Angepasst an die Bedingungen und Bedürfnisse vor Ort fiel die Entscheidung auf einen vierteiligen Leiterpark, zusätzlich mit einem Gelenkteil an der Leiterspitze und großem Korb mit 500 kg Tragkraft. Als Sicherheitsvorgabe zur Entlastung der Maschinisten, besonders auch bei Einsatzfahrten, wurde ein automatisches Getriebe ausgeschrieben. Passend zum letztjährig in Dienst gestellten Logistikfahrzeug GW-L2 ist die Leiter auf einem Mercedes-Fahrgestell aufgebaut. Somit haben die Fahrer identische Arbeitsplätze.
Vielfältige Sicherheitskomponenten
Der Sicherheit im Allgemeinen dienen die optischen und akustischen Signale. LED-Blaulichter auf dem Kabinendach, am Leiterende sowie im Kühlergrill werden ergänzt durch Blaulichter am Korb, da dieser an Kreuzungen als über das Fahrerhaus hinausragendes Bauteil zuerst vom Querverkehr zu erkennen ist. Eine LED-Warnanlage am Heck sichert zusätzlich nach hinten ab. Nachts dient eine Umfeldbeleuchtung dem sicheren Hantieren im Nahbereich. Zusätzlich schützen an den Fahrzeugseiten reflektierende Signalstreifen des neuen „Mutlangen-Designs“, am Heck ist vollflächig eine Warnmarkierung mit Schrägstreifen aufgeklebt. Scheinwerfer am Korb erhellen dessen Einsatzbereich, ein spezieller Scheinwerfer “Sky beam“ beleuchtet beim Aufrichten des Leiterparks den oberen Luftraum. Akustisch gewarnt wird der Verkehr mit Presslufthörnern, zusätzlich dient ein sogenanntes Bullhorn besonders auch bei Überlandfahrten als Warnsignal.
Die Hauptaufgabe einer Drehleiter ist die Rettungsfunktion. Diese steht naturgemäß in der Regel unter Zeitdruck. Bereits auf der Anfahrt kann sich der Korbmaschinist mit Atemschutz ausrüsten und einsatzbereit aussteigen. Sobald der Maschinist die Stützen ausgefahren und den Hauptbedienstand besetzt hat, kann der Atemschutzträger mittels eines Schaltknopfs an der Fahrzeugfront die Ablage des Korbes vor dem Fahrerhaus anfordern, einsteigen und sofort mit dem Ausfahren der Leiter beginnen. Sofern kein geradliniges Anfahren möglich ist, kann der Korb an der Leiterspitze mittels eines Gelenkteils zielgenau geführt werden. Beispielsweise ist so das Erreichen von Dachgauben, auch hinter dem First, wesentlich erleichtert. Eine „Memory-Funktion“ erlaubt den gleichen Rettungspunkt mehrmals sicher und schnell anzufahren. Für Notfälle steht zusätzlich eine automatisierte Rückholfunktion zur Verfügung.
Breites Spektrum an Rettungsmöglichkeiten
Dank der Traglast von 500 kg können mit dem Korb mehrere Personen gleichzeitig gerettet werden. Ein zunehmender Einsatzbereich für Hubrettungsgeräte ist die Unterstützung des Rettungsdienstes bei der Beförderung schwergewichtiger Patienten. Mittels einer am Korb aufgesteckten Halterung kann eine Schwerlasttrage bis 270 kg eingesetzt werden, je nach Situation links- bzw. rechtsseitig. Noch höhere Lasten können unter dem Korb eingehängt und bei Bedarf durch die sogenannte Schachtrettungsfunktion vertikal zielführend gesteuert werden. Zwei mitgeführte Höhensicherungsgeräte sichern abgesetzte Einsatzkräfte, beispielsweise bei Arbeiten auf einem Dach. Eine Art Galgen, „Safety Peak“ genannt, ermöglicht das Abseilen zur Rettung aus Höhen. Ein Absturzsicherungssatz „Bornack“ enthält alle notwendigen Seile mit Zubehör. Auch das Sichern und Anheben von Lasten bis zu 4 t ist dank eines Kranhakens möglich. Die Korbbesatzung kann sich mittels eingebauter Sicherheitsgurte bei Arbeiten aus dem Korb heraus zusätzlich anleinen. Im Korb ist ein Wasserwerfer mit einer Leistung von bis zu mehr als 2000 Litern pro Minute integriert. Lösch- und Nachlöscharbeiten ermöglicht ein im Korb vorgehaltener D-Druckschlauch mit Hohlstrahlrohr. Da im oberen Leiterteil eine feste Verrohrung vorhanden ist, kann die Wasserführung nach oben vom Boden aus sehr schnell angeschlossen werden. Diverse Steckdosen im Korb ermöglichen den Anschluss verschiedenster Arbeitsgeräte. Ein Stromerzeuger auf einer Plattform am Leiterpark sorgt für entsprechende Leistung.
Ein weiteres Arbeitsfeld einer Drehleiter ist das sichere Arbeiten aus dem Korb heraus in größerer Höhe, beispielsweise bei Sturmschäden. Hierzu wird eine Akkusäge inklusive Schutzkleidung mitgeführt. Eine teleskopierbare Astsäge ergänzt diesbezüglich das Einsatzspektrum. Gute Sicht an der Einsatzstelle ist oberstes Gebot. Deshalb ist eine „Aldebaran 360 Flex C“ LED-Leuchte verlastet. Entweder ausgefahren am mitgeführten Stativ oder eingehängt am Leiterpark kann damit ein Einsatzort großflächig ausgeleuchtet werden, beispielsweise eine Unfallstelle. Neben weiteren feuerwehrtypischen Gerätschaften wie Schläuchen, Werkzeugkasten, tragbarem Feuerlöscher, Einreißhaken, verschiedenen Verkehrswarnleuchten ist auch ein Notfallrucksack zur Verletztenversorgung verstaut. Aus der Erfahrung vergangener Einsätze wird auch ein Tierfangkescher mitgeführt. Ein weiteres Atemschutzgerät steht bei Bedarf dem Drehleitermaschinisten zur Verfügung.
Da die Drehleiter mit der dreiköpfigen Besatzung schnell einsatzbereit ist, wurde ein weiteres wichtiges Rettungsmittel der Beladung hinzugefügt. Es handelt sich um einen sogenannten Sprungretter. Dieser kann binnen einer Minute mittels Pressluft durch zwei Einsatzkräfte in Stellung gebracht werden. Mit dieser Drehleiter, Typ DLK 23/12, hat die Feuerwehr Mutlangen ein hochmodernes Rettungsmittel erhalten, das für die Sicherheit der Bürger im Ort und darüber hinaus von unschätzbarem Wert ist.
Allzeit gute Fahrt und eine gesunde Heimkehr!