Zu einem interessanten Halbtagesausflug in die Senf- und Feinkostmanufaktur „Maier’s Genuss“ in der Daimler Geburtsstadt Schorndorf hatte der Obmann der Altersfeuerwehr und Ehrenkommandant Hans Bader die Mitglieder mit Partnerinnen sowie die Witwen der verstorbenen Feuerwehrkameraden eingeladen.
Nach einem Begrüßungslikör in der Manufaktur nahm die Produktionschefin Carola Maier ihre Gäste mit auf einen Ausflug durch die fast 2000 Jahre alte Geschichte der Senfherstellung.
Dabei erfuhren sie dass bereits die Chinesen vor mehr als 5.000 Jahren verschiedene Senfarten kultiviert und diese nicht nur als Gewürz, sondern auch als Arznei- und Heilmittel für äußere sowie innerliche Anwendungen genutzt haben. Als Heilpflanze wird jedoch fast nur der Schwarze Senf genutzt. Im Zuge seiner Verbreitung nach Europa entstanden immer mehr Rezepturen, so dass der Senf auch in der heutigen Naturheilkunde nicht mehr wegzudenken ist. Schon in der Antike wusste man, dass ätherische Senföle (Glucosinolate) den Verdauungsprozess in Schwung bringen und zur inneren Reinigung beitragen. Auch kannte man die antibakterielle Wirkung dieser Öle, die diverse Keime, Hefepilze und Krankheitserreger bekämpfen. So wurde Senf beispielsweise gegen Läuse, bei Schlangenbissen, bei Haarausfall und als Aphrodisiakum bei Männern genutzt. Der Rauch von verbrannten Senfblättern konnte angeblich auch Schlangen vertreiben. Im 1. Jahrhundert behandelte der griechische Arzt und Pharmakologe Pedanios Dioscurides sogar Patienten, die an Hysterie oder Beulenpest litten, mit Senf-Rezepturen. Sehr früh war bekannt, dass man Senfkörner zermahlen und mit Öl mischen kann, um sich mit der entstehenden Paste einzureiben. Diese Paste fördert die Durchblutung der Haut und der darunter liegenden Organe. Heute noch werden Senfpflaster- und wickel als schnell wirkende Hausmittel geschätzt und bei rheumatischen Beschwerden, Ischias, Hexenschuss, sonstigen Verspannungen, akuten inneren Entzündungen (z.B. Rippenfell-, Lungen-, Herzbeutel- und Gelenkentzündungen) sowie bei Nerven- und Kopfschmerzen genutzt. Fußbäder mit Senf haben sich bei Kreislaufstörungen und kalten Füßen bewährt. Auch bei leichten Erkältungen, akuten Bronchitiden, Nasennebenhöhlenentzündungen und Infekten der Harnblase wirkt er entzündungshemmend. Im Jahr 1967 konnte man am Max-Planck-Institut für Ernährungsphysiologie wissenschaftlich nachweisen, dass durch Senf der Speichelfluss und die Magensaft-Produktion angeregt werden, was wiederum appetitanregend wirkt und auch die Verdauung schwerer Speisen erleichtert. Moderne Ernährungswissenschaftler haben zwischenzeitlich sogar nachgewiesen, dass Senf regulierend auf den Blutdruck wirkt sowie entzündungshemmende Eigenschaften besitzen. Zudem konnten Wissenschaftler die antibakterielle Wirkung von Senfölen (Glucosinolate) belegen, welche dem Wachstum verschiedener Viren, Bakterien und Pilze hemmend entgegenwirken. Das Senföl bildet sich jedoch erst, wenn Senfmehl mit Wasser vermischt und so ein chemischer Prozess in Gang gesetzt wird. In dem daraus entstandenen Gemisch wird wiederum Glykosid Sinalbin als sekundär Pflanzenstoff freigesetzt, der die heilende Wirkung und auch den scharfen Geschmack bewirkt. Senföle sind also pflanzliche Antibiotika, die im Gegensatz zu den heutigen Antibiotika nachweislich weder Magen und Darmflora beeinträchtigen, noch bakterielle Resistenzen entwickeln.
Im September 2011 sorgten die Ergebnisse einer Studie an der Freiburger Universitätsklinik für weltweite Aufmerksamkeit. Man hat herausgefunden, dass der regelmäßige Konsum von scharfem Senf Krebs hemmend wirkt und so das Krebsrisiko gemindert werden kann. Bei der Studie aßen die Probanden täglich 20 Gramm scharfen Senf. Dann wurde ihnen Blut abgenommen und dieses mit krebsauslösenden Stoffen versetzt. Man konnte tatsächlich feststellen, dass die weißen Blutkörperchen von den Probanden, die vorher scharfen Senf konsumiert hatten, viel besser mit diesen gefährlichen Substanzen umgehen konnten, als die von Probanden ohne Senfkonsum. Ursächlich für diese Wirkung sind die sekundären Pflanzenstoffe. Man hat auch festgestellt, dass scharfer Senf deutlich besser wirkte als süßer Senf. Je schärfer also der Senf, desto höher der Anteil der Senföle und desto besser die Krebsvorbeugende
Anschließend an diese Einblicke in die Geschichte des Senfes konnten die Besucher den Mitarbeiterinnen bei der Senfproduktion über die Schulter schauen und miterleben, wie aus frisch geschroteten Senfkörnern, natürlichen Gewürzen oder Kräutern, Essig und klarem Wasser ein leckerer Senf entsteht frei von künstlichen Aromen und Konservierungsmitteln.
Rund 25 verschiedene Sorten stellt Maier’s Genuss nach überlieferten Rezepten mit frischen Zutaten aus der Region her, die natürlich auch alle probiert werden dürfen. Die Auswahl reicht von Apfel-, über Balsamico-Honig bis hin zum Tomatensenf. Da war für jeden Geschmack etwas dabei, ebenso bei den individuell ausgetüftelten Kräutermischungen für Dips und Brotaufstriche oder den verschiedenen Likören und Essig-Sorten.
Hans Bader bedankte sich am Schluss der eindrucksvollen Führung bei Frau Maier für die fachkundige Führung und beim Feuerwehrkameraden Hermann Lang für die Organisation des interessanten und informativen Halbtagesausfluges.
In gemütlicher Runde fand der Ausflug im „Florian“ in Mutlangen bei Kaffee und Kuchen seinen Abschluss.